Wenn ich an Alf denke...

"Das geht ja nicht ohne"

Marianne Krüger-Potratz, Berlin im September 2024

… an Alf denkend …

Kennengelernt habe ich Alf Anfang der 1970er Jahre in der GEW als engagierten, nachdenklichen wie diskussionsfreudigen Kollegen. Näher kennen und schätzen gelernt habe ich ihn dann, als ich beruflich mit ihm zu tun hatte, d.h. ab dem Moment, als er (übrigens nicht nur zu meiner Erleichterung) die Leitung des “Staatlichen Prüfungsamts für Erste Staatsprüfungen für Lehrämter an Schulen” in Münster übernahm. Auf ihn, seinen Rat und auch auf seine Hilfe in komplizierten “Prüfungsfällen” konnte ich mich verlassen, so auch wenn es galt die Prüfungsordnung für den viersemestrigen (mehrfach umbenannten) interdisziplinären Zusatzstudiengang “Interkulturelle Pädagogik / Deutsch als Zweitsprache” rechtlich korrekt mit der Studien- und Prüfungsrealität zu vereinen. Entwickelt hat sich eine Freundschaft mit Sabine und Alf, die uns bis zuletzt wichtig war; dies schließ die Bewohner des Dachgeschosses Jürgen Helmchen und Siegfried Gehrmann ein.

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Marianne Krüger-Potratz

Gummitiefel

Lieber Alf,

es gäbe noch so vieles zu sagen, aber ich belasse es bei einer Erinnerung:

In dem Fotoalbum, das Sabine so schön und kindgerecht nach unserem gemeinsamen Urlaub 2002 gebastelt hat, habe ich ein schönes Foto von uns beiden gefunden. Ich, drei Jahre alt, in Bademantel und Gummistiefeln, stehe, Handtuch über die Schultern gelegt, Schwimmflügelchen in der Hand, auf dem Steg am Pälitzsee. Du stehst daneben, hältst meine Hand und trägst ebenfalls Gummistiefel - oder “Gummitiefel”, wie ich es damals ausgesprochen habe. Wie hat es mich geärgert, wenn du dann auch von “Gummitiefeln” sprachst! Schließlich wusste ich ganz genau, wie es richtig heißt. Ich kann dein Lachen über meine kindliche Entrüstung immer noch hören.

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Hannah - Alfs Enkeltochter

„Und Sie arbeiten jetzt hier als Verkäuferin?“ mit dieser Frage beginnt eines meiner ersten Gespräche mit Alf – ich habe gerade meinen Nebenjob an einem Stand auf dem Wochenmarkt in Münster begonnen, an dem er bereits seit vielen Jahren Stammkunde ist. Im Laufe der nächsten Jahre komme ich häufig in den Genuss, „Herrn Hammelrath“ zu bedienen und wir unterhalten uns über aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen, Rezepte, Gott und die Welt während ich seinen Einkauf zusammenstelle. Alfs interessierte, aufgeschlossene Arte ist mir sofort sympathisch und ich habe Freude daran, mir Konter auf seine humorvollen Sprüche einfallen zu lassen. Über viele Marktsamstage und Gespräche hinweg wird aus dem Stammkunden „Herrn Hammelrath“ mein „Marktfreund Alf“, der meinen Freund und mich gemeinsam mit Sabine in meinem Schrebergarten besucht, um über Gemüseanbau und Politik zu philosophieren. Ich bin sehr dankbar für die Gespräche, die ich mit Alf führen konnte. Seine Lebensfreude, sein ehrliches Interesse an anderen Menschen und seine Herzlichkeit und Wärme haben mich nachhaltig beeinflusst und mir gezeigt, wie besonders alltägliche Begegnungen werden, wenn man der Welt um sich herum mit Neugierde begegnet.

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Inka Bönninger - Alfs "Marktfreundin"

Zum Tod von Alf Hammelrath

Das Prüfungsamt für die Lehrämter der Universität Münster war bis vor einigen Jahren untergebracht in einem der vielfältigen Gebäude des Bispinghofs, Hausnummer 2, wenn ich mich richtig erinnere. Es gab einen offiziellen Eingang zu diesem Amt und einen Ausgang daraus, der sich nur von innen öffnen ließ. Nach erfolgten Prüfungen war dieser Ausgang eine willkommene Abkürzung zurück, sofern man seinen Arbeitsraum im anschließenden Gebäude des Hofes hatte. Auch schaute man, zumindest wenn man von der Georgskommende 33 kam, immer erst bei diesem Ausgang nach, ob er einem nicht etwa von dort Wartenden von innen geöffnet werden könne. Dies ersparte den Umweg über den Haupteingang. Bei Regen war das vorteilhaft.

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Jürgen Helmchen

Alf war für mich...

Alf war für mich ein “später” Onkel (Ich sollte “Oheim” sagen, denn das war sein immer wieder neckisch gewähltes Wort ;-)). Wir hatten jahrzehntelang wenig Kontakt, mal hier, mal da, aber nicht so richtig… Ich bin - und werde es immer sein - sehr dankbar, das er vor ca 17 Jahren den Kontakt zu mir suchte. Seitdem ist das Band nicht mehr abgerissen, und ich bin so froh darüber. Alf hatte aus meiner Sicht eine ganz außerordentliche Lebensstrategie, Lebensweise, Haltung entworfen und konsequent gelebt, deren Säulen Wissen, Neugier, gelebtes Interesse am Menschen und am Menschsein war bei gleichzeitiger Akzeptanz vom eigenen Nichtwissen. So sehr lebendig.Ein solch wacher, aufmerksamer und liebender Geist. Seine Sicht der Dinge waren oft auch eine wirkliche Inspiration. Sein Interesse echt. Seit November letzten Jahres wollten wir ein Treffen ausmachen. Einige Male mussten wir es verschieben.Der März war ausgemacht. Dazu kam es nicht mehr, da er da schon in der Klinik war. Wir führten ein wirklich surreales Telefonat nach seiner kurz währenden Genesung. Er sprach davon, glücklich zu sein “wie ein neugeborenes Baby”. Seine Freude war so groß und übertrug sich umgehend auf mich. Ich hatte noch viele Fragen an ihn. Diese bleiben nun unbeantwortet. Das ist schwer. Leicht hingegen zu glauben und zu wünschen, er sei nun zusammen mit all seinen schon gegangenen Lieben, darunter auch seine Schwester. Urd, meiner Mama. “Reine Phantasie”. Wer weiß das schon?

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Uta - Alfs Nichte

Alf, Antonin Dvorak und die Stadtmauer von Dubrovnik

An einem Spätsommerabend – es muss so um 2005 gewesen sein – habe ich mit Alf ein Konzert mit Werken von Antonin Dvorak besucht. Er hatte mir vorgeschlagen mitzugehen. Das Konzert fand statt in einem festlich erleuchteten Saal innerhalb der mittelalterlichen Stadtmauer von Dubrovnik. Diese Situation hatte etwas Mystisches. Verstärkt wurde der Eindruck von der Begeisterung für Musik, die mein Begleiter physisch und verbal ausstrahlte. Beschlossen haben wir diesen Abend in einem kleinen Lokal unten am Hafen bei einer Flasche Plavac. Während über der Adria die Dunkelheit hereinbrach, haben wir nicht von Lehrerbildung, Gewerkschaft, Universität etc. gesprochen, sondern vor allem von der Liebe zur Musik. Von den Hunderten von Begegnungen zwischen uns in den letzten 44 Jahren, ist mir diese Situation besonders nachdrücklich in Erinnerung geblieben. Danke.

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Achim von Olberg

Lieber Alf.

Lieber Alf. Du warst, bist und bleibst mein Onkel. Nun in meinem Herzen und in meiner Erinnerung.

Aber „Oheim“ durfte ich Alf nicht nennen. Das war eine Dauer-Neckerei zwischen uns beiden.

Meine Erinnerungen an Alf sind sehr reichhaltig. Alf, der 10 Jahre jüngere Bruder meines Vaters Fro. „Nein,“ – so Alf dazu, „Wir sind nur rund einen Monat lang 10 Jahre auseinander.“ Denn genau genommen, waren sie mit Jahrgang 1928 und 1937 eher 9 Jahre auseinander.

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Ute - Alfs Nichte

Ich habe viele Erinnerungen an Alf, aus Übernachtungen in Münster, an denen wir gemeinsam an PC-Problemen gearbeitet haben, aus Gesprächen über diverse Themen, auch über Schule auf die ich als Schüler eine andere Perspektive hatte, als er als langjähriger Lehrer und Gewerkschafter; aber ich werde mich immer an ihn erinnern, wenn ich einem Faltbooot sitze und die Ruhe eines Sees genieße.

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Lukas Schauer - Alfs Enkel

Gerade haben wir noch...

Gerade haben wir noch, wie üblich, vergnügt gemeinsam ins neue Jahr gefeiert, ohne zu ahnen, wie krank Alf schon war. Nun ist Alf fort, und wir blicken zurück, um ihm nahe zu sein.

Ich erinnere mich, wie vor vielen Jahren Sabine ihren neuen Freund mitbrachte: einen Riesen mit starker Stimme, ganz oben in der Gewerkschaft aktiv und ab und an im Fernsehen. Unsere Eltern betrachteten ihn zunächst mit Vorsicht; Nun, beim Hammelrath mit seiner wuchtigen Herzlichkeit war Widerstand zwecklos.

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Rainer Graefe - Alfs Schwager

Aus zwei verschiedenen Welten

Als Alf und ich uns kennenlernten, kamen wir eigentlich aus zwei verschiedenen Welten: Ich war im zweiten Jahr meines Grundschullehramtstudiums, er der Leiter des Prüfamtes. Doch da gab es eine Idee zur Verbesserung des Studiums, die wir beide gut fanden: Es gab damals kein längeres Praktikum, das man während des Studiums hätte absolvieren müssen, um herausfinden zu können, ob der Berufe überhaupt der Richtige ist. Die Fachschaft Primarstufe, der ich angehörte, hatte die Idee, ein solches Praktikum ins Leben zu rufen. Alf war von Anfang an Feuer und Flamme und unterstützte uns in langen, inhaltlichen Gesprächen, aber auch, indem er Professorinnen und Professoren verschiedener Fachbereiche zusammen mit uns an einen Tisch brachte. Letztendlich hat es dieses Praktikum mit dem griffigen Namen „Idealpraktikum“ tatsächlich gegeben.

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Nina Rock

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Dr. Anke Thierack

Nun ist des Hoffens und Bangens ein Ende. Ich weiß noch, wie es war, als meine Annette von mir ging. Erst liefen die Tränen, und dann kam die große Leere, die noch lange andauern wird. Allzu schmerzlich ist der Gedanke an die Unwiederbringlichkeit des Lebens. - Der Gedanke, dass dieser fröhliche und tatenfrohe Mensch nie wiederkommen wird, ist schier unerträglich. Was bleibt, ist die Erinnerung an so viele gemeinsame Erlebnisse zusammen mit so vielen Freunden, zuerst in einem internationalen work camp, wo Alf ungeachtet seines jungen Alters Lagerleiter war. Dann die Reisen in einer damals noch weitgehend intakten Umwelt, die Wanderungen im skandinavischen Höyfjäll zwischen Sogn und Hardanger, die uns fesselte und verband und nie wieder losließ, die Reisen zu Anna – Greta Lindquist in Ruskträsk in der Einsamkeit des Nordlands, der schon Alfs Eltern verfallen waren. Schließlich die Reisen nach Höga Kusten, Rügen und der Eifel, bei denen auch Du, liebe Sabine, schon dabei warst, in einer Zeit relativen und prekären Friedens in einer immer lauter und diffuser werdenden Welt.

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Hannes - Alfs ältester Freund

Das Lied des Türmers

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Rut Hammelrath - Alfs Tochter